Pressemitteilung

195/2025/53/G
Fürth, den 23. Juli 2025

Umsatz, Wertschöpfung, Rohertrag: Wichtige Strukturmerkmale des Binnenhandels 2023 in Bayern mit negativem Vorzeichen

Großhandel im Vorjahresvergleich besonders stark betroffen

Nach den vorläufigen Ergebnissen des Bayerischen Landesamts für Statistik zur „Strukturstatistik im Handels- und Dienstleistungsbereich“1) erzielen die knapp 96 600 rechtlichen Einheiten2) mit wirtschaftlichem Schwerpunkt im Binnenhandel3) in Bayern im Jahr 2023 512,9 Milliarden Euro Gesamtumsatz und eine Wertschöpfung von 75,2 Milliarden Euro. Der Rohertrag4) beziffert sich auf 119,9 Milliarden Euro, was eine Rohertragsquote von 23,4 Prozent ergibt. Der bayerische Binnenhandel umfasst im Jahr 2023 gut 1 076 600 tätige Personen in fast 126 200 Niederlassungen. Wichtige Strukturmerkmale des Binnenhandels wie der Gesamtumsatz und die Wertschöpfung sowie die Rohertragsquote sinken 2023 gegenüber dem Vorjahr. In den Wirtschaftsabteilungen des Binnenhandels, dem Kfz-Handel, Großhandel und Einzelhandel sind die Entwicklungen unterschiedlich ausgeprägt. Der Großhandel fällt durch die starken Rückgänge dieser Strukturmerkmale jedoch besonders auf.

Schweinfurt. Wie das Bayerische Landesamt für Statistik weiter berichtet, beläuft sich im bayerischen Binnenhandel 2023 die Quote der abhängig Beschäftigten5) an den tätigen Personen auf 92,0 Prozent. Die im Binnenhandel gezahlten Bruttoentgelte (ohne Sozialaufwendungen des Arbeitgebers) umfassen gut 35,4 Milliarden Euro und steigen dabei um 3,9 Prozent verglichen zum Vorjahr. Das Bruttoentgelt je abhängig Beschäftigten liegt somit bei durchschnittlich 35 774 Euro im Jahr 2023. Die Bruttoanlageinvestitionen summieren sich auf 7,5 Milliarden Euro, was eine Zunahme von 8,8 Prozent zum Jahr zuvor (2022) bedeutet. Der Gesamtumsatz der bayerischen Händler von 512,9 Milliarden Euro entsteht zu 23,6 Prozent aus dem E-Commerce.

Im bayerischen Großhandel sind gut 345 400 Personen (Anteil von 32,1 Prozent am gesamten Binnenhandel) in 24 300 rechtlichen Einheiten (Anteil von 25,2 Prozent) tätig. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf knapp 300,5 Milliarden Euro, die Wertschöpfung auf 38,6 Milliarden Euro. Das macht 58,6 Prozent des Umsatzes beziehungsweise 51,3 Prozent der Wertschöpfung des gesamten Binnenhandels Bayerns aus. Gemessen am Gesamtumsatz und der Wertschöpfung ist der Großhandel ein wichtiger Player im bayerischen Binnenhandel. Aber auch der Anteil der Bruttoanlageinvestitionen und gezahlten Bruttoentgelte des Großhandels am gesamten Binnenhandel ist mit 45,5 Prozent (3,4 Milliarden Euro) sowie 50,1 Prozent (knapp 17,8 Milliarden Euro) vergleichsweise hoch. Der betragsmäßig relevante Großhandel verzeichnet im Geschäftsjahr 2023 bezüglich wichtiger Strukturmerkmale allerdings rückläufige Entwicklungen. Während die Anzahl der rechtlichen Einheiten (-1,9 Prozent) und tätigen Personen (-1,6 Prozent) nur geringfügig zurückgeht, sinkt der Gesamtumsatz um 7,5 Prozent verglichen zum Vorjahr, die Wertschöpfung sogar um enorme 23,2 Prozent und die Rohertragsquote fällt von 22,0 Prozent (im Geschäftsjahr 2022) auf 19,4 Prozent (im Geschäftsjahr 2023). Die Aufwendungen für Bruttoentgelte steigen in 2023 leicht (um 2,3 Prozent), während sich die Summe der Bruttoanlageinvestitionen im Vorjahresvergleich wenig verändert hat (+0,4 Prozent).

Der volumenmäßig deutlich kleinere Kfz-Handel steigert im Geschäftsjahr 2023 den erwirtschafteten Gesamtumsatz um 11,4 Prozent auf 60,9 Milliarden Euro und die Wertschöpfung prozentual ähnlich stark um 10,3 Prozent auf 12,0 Milliarden Euro. Auch die gezahlten Bruttoentgelte und Bruttoanlageinvestitionen nehmen im bayerischen Kfz-Handel deutlich, auf Werte von 5,1 Milliarden Euro beziehungsweise 1,6 Milliarden Euro, zu. Weiterhin erhöht sich auch die Zahl der rechtlichen Einheiten (auf knapp 20 100) und tätigen Personen (auf 160 000) in Bayerns Kfz-Handel.

Gemessen an der Anzahl der rechtlichen Einheiten, Niederlassungen und tätigen Personen ist der Einzelhandel in Bayerns Binnenhandel hervorzuheben. Auf ihn entfällt prozentual der größte Anteil. Mit knapp 52 200 rechtlichen Einheiten in knapp 73 900 Niederlassungen und gut
571 200 tätigen Personen macht der bayerische Einzelhandel jeweils über die Hälfte des gesamten Binnenhandels aus. Bei Gesamtumsatz (151,5 Milliarden Euro), Wertschöpfung (24,7 Milliarden Euro), Bruttoanlageinvestitionen (2,5 Milliarden Euro) und Aufwendungen für Bruttoentgelte (12,6 Milliarden Euro) rangiert der Einzelhandel volumenmäßig nach dem Großhandel und macht damit jeweils um ein Drittel des Binnenhandels insgesamt aus. Im Vergleich zum Vorjahr nehmen im Geschäftsjahr 2023 alle der hier betrachteten Merkmale (rechtliche Einheiten, Niederlassungen, tätige Personen, Bruttoentgelte, Gesamtumsatz und Bruttoanlageinvestitionen) zu. Nur die Wertschöpfung sinkt im Vorjahresvergleich erheblich um 9,3 Prozent. Ebenfalls rückläufig ist die Rohertragsquote des bayerischen Einzelhandels. Sie geht von 31,3 Prozent (im Geschäftsjahr 2022) auf 30,0 Prozent (im Geschäftsjahr 2023) zurück.

Der Einzelhandel kann in drei verschiedene Absatzarten gegliedert werden: In den „Einzelhandel in Verkaufsräumen“, der auch im Geschäftsjahr 2023 den weitaus größten Anteil des bayerischen Einzelhandels ausmacht (je nach betrachtetem Merkmal von 72,0 Prozent Anteil beim Umsatz bis 91,4 Prozent Anteil bei den tätigen Personen), den „Einzelhandel an Verkaufsständen und auf Märkten“ und den „Einzelhandel, nicht in Verkaufsräumen, an Verkaufsständen oder auf Märkten“ (Onlinehandel etc.). Der Letztere folgt gemessen an ausgewählten Strukturmerkmalen wie Gesamtumsatz (Anteil von 27,9 Prozent), Wertschöpfung (Anteil 14,1 Prozent), Zahl der rechtlichen Einheiten (14,7 Prozent) und tätigen Personen (8,2 Prozent) dem „Einzelhandel in Verkaufsräumen“. Wenig Anteile am bayerischen Einzelhandel hat der „Einzelhandel an Verkaufsständen und auf Märkten“.

Hinweise:
1) Hochgerechnete Ergebnisse; die Strukturstatistik im Handels- und Dienstleistungsbereich umfasst jährliche Erhebungen, die im Jahr 2023 im Binnenhandel in Bayern als Stichprobenerhebung bei 7,5 Prozent aller Erhebungseinheiten durchgeführt wurde. Die Erhebung erstreckt sich nur auf Marktproduzenten. Der Binnenhandel entspricht hierbei dem Wirtschaftsabschnitt G – Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen der Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008. Dabei wird die Wirtschaftsabteilung 46 – Großhandel abweichend von den Abteilungen 45 – Kfz-Handel und 47 – Einzelhandel zentral vom Statistischen Bundesamt erhoben. Durch das 2021 in Kraft getretene Handels- und Dienstleistungsstatistikgesetz (HdlDlStatG) wurden die drei bestehenden amtlichen Strukturstatistiken im tertiären Wirtschaftssektor – die Jahreserhebung im Handel, die Jahreserhebung im Gastgewerbe sowie die Strukturerhebung im Dienstleistungsbereich (SiD) – ab dem Berichtsjahr 2021 in die neu konzipierte Strukturstatistik im Handels- und Dienstleistungsbereich (SHD) integriert

2) Kleinste rechtliche Einheit, die aus handels- bzw. steuerrechtlichen Gründen Bücher führt.

3) Binnenhandel setzt sich zusammen aus den Wirtschaftsabteilungen 45 – „Handel mit Kraftfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“, 46 – „Großhandel“ und 47 – „Einzelhandel“.

4) Der Rohertrag ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, die die Differenz zwischen Umsatzerlösen und Waren- bzw. Materialeinsatz darstellt.

5) Abhängig Beschäftigte: Alle Personen, die zum Stichtag 30.09. in einem Arbeits- bzw. vergleichbaren Dienstverhältnis mit der Erhebungseinheit standen und von dieser ein Entgelt in Form von Lohn, Gehalt, Gratifikation, Provision, Ausbildungsleistungen oder Sachbezügen/-leistungen erhielten. Dazu gehören unter anderem: Voll- und Teilzeit- bzw. geringfügig Beschäftigte (auch als Aushilfen oder in „Minijobs“), Beamtinnen und Beamte, Auszubildende, Volontärinnen und Volontäre, studentische Praktikantinnen und Praktikanten, Altersteilzeitbeschäftigte, Personen in Kurzarbeit.

Mehr Ergebnisse enthält der in Kürze erscheinende Statistische Bericht:
Struktur des bayerischen Binnenhandels 2023 – Ergebnisse der Strukturstatistik im Handels- und Dienstleistungsbereich (SHD)“ (Bestellnummer: G1301C 202300).